bianca in santiago de chile

Freitag, 25. Juli 2008

the blogs very last eintrag

gemaess meinen eigenen strengen regeln duerfte ich ja gar nichts mehr schreiben, da ich ja laengst fertig bin mit meinem auslandssemester, aber da ich mich noch nicht gebuehrend und hoeflich von den drei leuten, die diesen blog lesen, verabschiedet habe, denke ich, dass man doch eine ausnahme machen koennte. ich bin laengst raus aus der stadt des grauens, wo mich noch zum schluss die nachricht aus glaubwuerdiger quelle erreichte, ich haette an einer opus-dei-uni studiert, was im nachhinein vieles, wenn nicht alles erklaert, und im wundervollen buenos aires angekommen. argentinien, paraguay, uruguay und 1% brasilien warten auf uns oder auch nicht. die verschneiten anden sind ueberquert, die welt ist schoen, und ich werde nun fuer immer schweigen in diesem blog.
wer trotzdem wissen moechte, ob ich noch lebe oder schon tot bin, muss mir jetzt halt ein mail schreiben, und wenn ich noch nicht an denguefieber erkrankt bin, antworte ich auch.
ansonsten wuensche ich euch und mir eine gute zeit und sehe mit einem lachenden und einem weinenden auge einem wiedersehen im oktober entgegen.

auf wiedersehen!

Mittwoch, 18. Juni 2008

ein ganz unnoetiger bericht, in dem ausserdem nicht die wahrheit erzaehlt wird

hallo allerseits, langsam fuehle ich mich aber auch richtig einsam hier in der blogosphaere, und auch ich werde bald diesen blog verlassen und zurueck in mein reisetagebuch schweben.
es ist die zeit der examen: ich habe sehr viel arbeit, was auch erklaert, warum ich hier schreibe, obwohl ich gar nichts zu sagen habe. mit einer konklusion will ich noch gar nichts am hut haben, denn wer weiss, ob nicht in den letzten drei wochen doch noch was weltbewegendes passiert?
so werde ich ein wenig uebers chilenische volk erzaehlen, von dem ich ja quasi nur die "bessere haelfte" kennengelernt habe. vielleicht sollte ich auch einfach von der "santiaguinischen" upperclass sprechen, den chile ist geil und santiago so lala und von daher naturgemaess ganz anders. man muss sich das so vorstellen, dass man unter einem vulkan lebt (der schon seit ein paar millionen jahren nicht mehr spucken mag, was meiner ansicht eher dafuer spricht, dass er bald wieder mal lust kriegt, dann werden sie schon sehen, was sie davon haben, eine 6-millionen-stadt unter einen vulkan zu bauen!) und um den oberen teil der stadt ein unsichtbarer stacheldrahtzaun gezogen worden ist, den man nur mit einer busfahrt unter haertesten bedingungen ueberwinden kann.
zwischen dem zentrum und den habitationen mit den hunden&elektrozaeunen liegt ein schoenes viertel namens providencia, in dem auch gerne reichere leute wohnen, allerdings klingt es hier schon sehr urban, es gibt auch viele nette bars und das nachtleben tobt und wenn es dunkel wird, sind die gehsteige noch voll und die geschaefte noch weit geoffnet, und trotzdem fuerchten sich gewisse leute diesseits vom stacheldrahtzaun, abends um acht dieses trottoir zu betreten. manche fragen auch, ob ich jemals den stacheldraht ueberwunden habe und ins zentrum gegangen bin. die mutigeren ihrerseits fragen, ob ich mich denn wirklich traue, hier zu fotografieren. und ob! in santiago leben viele verkannte modeltalente, die einem von allen seiten vor die kamera laufen und sich ablichten lassen, es ist ein traum und macht immer viel spass, obwohl die meisten dieser bilder unerklaerlicherweise etwas verschwommen sind.
andere wiederum meinen, europa sei halt "ein groesseres land als chile" und deswegen liberaler, das restliche europabild zeichnet ihnen das mtv.
die gleichen leute ungefaehr sind der meinung, pinochet sehr gern zu haben, weil der allende ihrem opa das land weggenommen hat. das mit den morden war zwar nicht ok, aber sonst war ja nicht alles schlecht in dieser zeit (vielleicht hat er auch autobahnen gebaut). die reichen moegen pinochet, sagen sie, um im naechsten moment zu betonen, dass sie uebrigens nicht reich seien.
ausserdem ist es wichtig, dass man einen pool und eine nana hat (und das ganze haus mit teppichboden bezogen ist, aber das hat andere, unerklaerliche gruende). eine nana ist eine frau, die den haushalt macht und die kinder erzieht und dafuer mit fuerstlichen 200 euro belohnt wird. fuer eine schachtel zigaretten, habe ich gehoert, raeumt sie manchen studentinnen auch ihr zimmer auf. es leben kleine kinder unter der bruecke.
von aussen betrachtet sieht alles ganz modern aus: die infrastruktur ist zumindest in besagten teilen da, wenn man aber mal reingeht, merkt man, dass maedels, die sich in ihrem kleidungsstil gerne der vivienne westwood annaehern, innen drin so verstaubt sind wie mein opa. es regiert die kath. kirche, wenn die regierung etwas entscheidet, bittet man noch die herren geistlichen zur wortspende im tv, also ne!
bis vor wenigen jahren war scheidung verboten, heute wollen sich brave apotheken weigern, die pille danach zu verkaufen, abtreibung ist unter ALLEN umstaenden verboten. pfui sowas!
das waren die mehr oder wenigen grausigen seiten der oder dieser chilenen, in deren umfeld ich mich halt die meiste zeit bewege: man muss aber auch sagen, dass diese chilenen, die im uebrigen fast durchgehend hellhaeutig sind, ihre bezirke selbst als eher europaeisch ( nun ja: ich wuerde sagen, us-amerikanisch) bezeichnen.
ich war noch nie in einem land, in dem die leute sich so liebenswuerdig und herzlich gegenueber auslaendern verhalten haben. wenn man etwas nicht weiss und wissen will, sehen sie das oft und helfen einem, ohne dass man etwas sagen muss.
als auslaenderIn ist man grundsaetzlich interessant: von diversen papierverkaeufern bis zu passanten auf der strasse, die mich fatalerweise nach dem weg fragen, wollen alle gleich alles wissen, woher man ist, warum man hier ist, wie lange man hier ist, was man schon kennt etc. die kehrseite der medaille ist, dass ich oft das gefuehl habe, gewisse saetze schon auswendig zu sprechen und dabei fast einschlafe. man hat wirklich das gefuehl, willkommen zu sein. menschen, die man nicht kennt, wuenschen einem zum abschied alles gute in allen erdenklichen versionen.
vielleicht liegt es auch daran, dass ich mich nie sehr fremd hier gefuehlt habe. nur waer ich halt lieber am meer als in santiago, der dreckigsten stadt der welt, wo man die hand vor den augen nicht mehr sieht vor lauter dreck.
letztens war ich im oeffentlichen spital, um mir meine lezte impfung geben zu lassen. es muss einmal ein schoenes gebaeude gewesen sein, so vor hundert jahren. seit damals hat man an der urwaldklinik scheinbar nichts mehr geaendert - so zerbroeckelt der boden und brechen teile der decke heraus, aber mutig wie ich war, bin ich trotzdem hineingegangen, obwohl mir das architektonische gesamtbild nicht unbedingt den eindruck von sterilitaet vermittelt hat.
ganz zusammenhangslos moechte ich zuletzt noch berichten, dass mir der vor einer woche "geimpfte" arm sehr wehtut, aber vielleicht sind das auch phantomschmerzen und den arm gibt es gar nicht mehr. und, wie es schon leute, die immer ein bisschen mehr wissen als wir, verkuenden: impfen ist sowieso scheisse und ein rechter spuk und hilft auch nix! also bin ich selber schuld und verbleibe untertaenigst vor diesen allwissenden geistern.

bianca