Sonntag, 23. März 2008

nix gutes

Nicht aus dem Grund, dass mein heutiger Ausflug besonders spektakulär gewesen wäre, schreibe ich meinen dritten Kommetar, sondern weil mich gerade etwas wieder ziemlich aufregt.
Heute war ich mit Choi in Isla Negra, wo es außer einer wilden Küste, kleinen Kneipen, Kunsthandwerk und natürlich dem Haus von Pablo Neruda nicht viel gibt. Das Haus war wie ein Museum. Neruda hat Galionsfiguren gesammelt, ich weiß nicht, wer schon einmal welche gesehen hat, aber wenn man diesen hölzernen Frauenfiguren ins Gesicht schaut und sich dabei vorstellt, was die schon alles gesehen haben, ist das schon ziemlich krass.
In Isla Negra war es saukalt, und deswegen sind wir auch gleich nach Valparaíso, meiner Lieblingsstadt hier, gefahren. Der Plan war, ein Hostel zu suchen und dann fortzugehen, denn das kann man in Valparaíso, wie ich gehört habe, gut, und ich muss ja zu meiner Schande gestehen, dass ich zuletzt in Bolivien richtig fortgegangen bin. Ostern ist in Chile ja ziemlich wichtig, und deswegen unternimmt die ganze Familie etwas Schönes, weshalb es dann in Valparaíso nichts mehr gibt außer Luxusherbergen und arme Austauschstudentinnen dann wieder heimfahren.
Weil es schon kurz vor 10 war, als ich in den Bus nach Hause stieg, und ich wissen wollte, ob es stimmt, dass der letzte Bus um zehn fährt, fragte ich den Chauffeur. Er antwortete, der Bus fahre die ganze Nacht. Geil, denke ich, jetzt kann ich fortgehen, ohne mir Sorgen um meine Finanzen (Taxi) zu machen. Ist es nicht schön, wenn man so frei ist?
Als ich daheim Lucia nach einigen schrägen Diskussionen z.B. über homosexuelle alte Römer und die Bedeutung der Epiphanie dann erzähle, dass ich unbedingt mal Nachts auf den Cerro San Cristóbal will, um Santiago von oben zu sehen, sagt sie, ich bin verrückt, und dann erzählt sie mir, dass vorgestern Paulas Freundin, grad wie sie aus dem Bus ausstieg, von vier Männern in ein Auto gezerrt und vergewaltigt wurde, und Paula weint den ganzen Tag und mir wurde fast schlecht.
Ich hatte mich heute früh noch gewundert, wie es zusammenpasst, dass Paula einerseits im ganzen Haus mit ihrem Freund Santiago herumknutscht und andererseits noch ihrer Mutter am Hals hängt wie ein kleines Kind und bei ihr im Bett schläft, aber jetzt wundert mich das irgendwie nicht mehr.
Es kotzt mich an, dass man nicht unbeschwert in der Nacht herumspazieren kann, nur weil ein paar so primitive Schwänze absolut keinen Respekt vor Frauen haben, was hier offensichtlich häufiger der Fall ist und schon damit beginnt, dass in gewissen Gegenden viele von ihnen Frauen gerne hinterherpfeifen oder blödes Zeug hinterherrufen (man kennt das eh). Ich jedenfalls bin dabei, meinen Wortschatz entsprechend zu erweitern. Man darf sich das nicht gefallen lassen, sonst hört das ja in hundert Jahren nicht auf (was ich ohnehin bezweifle). Alles Affen!
Zum Glück ist ja nicht die ganze Männerwelt mit diesen hehren Wesenszügen ausgestattet, und man kann und soll natürlich trotzdem in der Nacht herumspazieren, aber wenn etwas in der Art in meinem Umfeld passiert ( und es passiert leider oft genug), berührt mich das schon nicht wenig, und wohler fühlt man sich dann auch nicht gerade, wenn man Nachts unterwegs ist. Also, an die Mädels da draußen: Passt gut auf euch auf!

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