Dienstag, 1. April 2008

fucking las condes

so, es reicht. heute hatte ich ein sehr aufschlussreiches gespräch mit meiner fotografieprofessorin. sie ist ziemlich cool und nicht viel älter als ich. ich habe ihr nur erzählt, wo ich wohne, da hat sie schon gesagt, ich muss hier raus und sie hilft mir dabei. es ist vielleicht nicht schlecht, einmal das wahre ghetto, und das ist las condes, gesehen zu haben, aber hier für immer leben...nö! lucia hat festgestellt: du magst es einfach, nicht?
mir geht diese phrase nicht mehr aus dem kopf. einfach und banal ist doch das luxuriöse. diese rasensprengerkultur. das, was sie einfach nennt, ist in wahrheit komplex und vielschichtig. es ist vielleicht dreckig, aber immerhin verbirgt sich etwas hinter dem dreck. las condes ist so einfach, dass es überall sein könnte auf der welt, vor allem aber in den usa. ich verstehe nicht, wie man ständig das wasser in seinem pool wechseln kann, wenn doch eh kein schwein darin badet. ja, ich stehe auch total auf den pool, ich sitze am nachmittag in der sonne und halte meine hand ins wasser, während ich über meine hausaufgaben nachdenke, aber jeder tümpel wäre mir genauso recht, und im grunde genommen ist er doch nur das größte symbol dafür, dass man etwas verschwenden kann, was andere nicht haben, und noch dazu ein ziemlich hinterhältiges, denn es erfüllt seinen zweck dadurch, dass man es hat und nicht, dass man es zeigt, was irgendwie noch perfider ist.
zur feier des tages bin ich, nach dem ich meine hose in der nähwerkstatt abgeholt habe, nach bellavista gefahren, um ein bier zu trinken. es war gegen sieben, und ich wollte die metro nehmen, und siehe da: die warteschlange reichte bis auf die straße hinauf. so etwas habe ich noch nie erlebt. die öffentlichen verkehrsmittel von santiago sind eine frechheit. das liegt daran, dass man in chile fast keine steuern zahlt, aber dafür bekommt man auch nichts geschenkt. eine gute schule kostet ihr geld, und wer keine private krankenversicherung hat, kann von glück reden, dass er einen termin für seine operation bekommt, bevor er stirbt.
als ausländerin ist man nie allein hier. ich weiss nicht, woher die leute wissen, dass ich deutsch spreche, wenn ich nicht deutsch, sondern schlechtes spanisch spreche, aber sie wissen es und sprechen einen an. außerdem habe ich zwei aus streichhölzern geschnitzte figuren (ein laternenanzünder und eine frau) in einer art mini-reagenzglas geschenkt bekommen von einem kellner namens mario, der in madrid war. ich habe immer gedacht, die chilenen stehen so auf ausländer, weil sie selbst nie im ausland waren, aber ich lerne immer mehr leute kennen, die sogar mal in wien waren. wenn man mit leuten redet, gerät man früher oder später immer in ein bestimmtes muster. irgendwann kommt der punkt, wo sie fragen (und wenns mehrere sind, dann sagen sie es oft gleichzeitig, das ist sehr merkwürdig): porque chile?
dann betrachten sie einen sehr aufmerksam, während man die gründe aufzählt, und wenn man sie ebenfalls aufmerksam betrachtet, kann man beobachten, wie ihre augen zu leuchten beginnen und sich ein zufriedenes lächeln auf ihrem gesicht ausbreitet, so kann man menschen also auch freude bereiten. ich muss mittlerweile immer grinsen, wenn ich merke, dass gleich diese frage kommt.
am wochenende war ich mit johannes paul und seiner freundin auf einem asado (mein drittes inzwischen). ein freund von johannes paul feierte die bevorstehende geburt seines ersten hombres. ich habe den verdacht, dass man anlässlich der geburt einer mujer keine asados feiert, aber meinetwegen. einer seiner freunde ist architekturprofessor an der universidad catolica und hat mich eingeladen, eines seiner seminare zu besuchen. leider hat es was mit 3d zu tun. danach bin ich mit der freundin von johannes paul sommerrodelbahn gefahren. in chile heisst das: rodelbahn, und ihr erscheinungsbild orientiert sich sehr am alpenklischee. überhaupt stehen hier alle total auf die alpen und auf heidi. als wir heimgefahren sind, habe ich zu lucia gesagt: ich habe jetzt einen mann gefunden, denn sie wünscht sich so sehr einen kerl für mich und hatte mich zuvor mit den worten "hübsch siehst du aus" und " viel glück" verabschiedet, da konnte ich gar nicht anders, und bis sie gemerkt hat, dass ich nur spass mache, hat sie sich irrsinnig gefreut. abgesehen davon wird sie immer mehr wie meine oma. die freundin von johannes paul weiss alles, was lucia über mich weiss, und letztens hat sie ihr erzählt, dass ich zwei tage lang nichts gegessen habe (was ich wiederum bemerkt hätte). dafür lässt sie meinen saustall saustall sein.
heute habe ich mir auch zum ersten mal tschicks (2 euro, dafür grinst einem ein kaputtes gebiss auf der schachtel entgegen) gekauft, sowas scheussliches habe ich auch noch nie geraucht, auch gut, dann fange ich gar nicht erst an. in bellavista gibt es bier nur literweise zu bestellen, aber der liter kostet nur 1,50 euro, und bei dem preis trinkt man einen liter so schnell wie bei uns einen halben, ich habe sowieso den verdacht, dass die hier bier trinken wie wasser.
momentan ist es wieder etwas lockerer an der uni. eigentlich gibt es ja nie viel zu tun, bis auf das eine fach, in dem die ganzen fünfer verteilt werden, aber das ist jetzt vorbei, denn jetzt geht es um gestaltung und nicht mehr um so kneidlzeugs. die leute hier sind so unglaublich schlecht. ich meine, ihre eltern bezahlen ein halbes vermögen für ihre ausbildung, und sie stehen nachher trotzdem mit nichts da, weil sie einfach nicht geeignet sind für den beruf! mir ist auch klar, dass meine berufliche zukunft alles andere als sicher ist, aber wenn ich die wäre, hätte ich jede nacht albträume.
die letzte aufgabe war, ein gedicht auf einem leporello zu visualisieren. was machen sie? die einen schreiben ihre wörter mit bleistift auf weisses papier, mit computer arbeitet sowieso fast keiner, die anderen nehmen für jedes einzelne wort ne eigene farbe und schrift...also ne! meins hat ihnen jedenfalls gefallen, ich soll nur die illustrationen streichen, und dann passt es.
drum habe ich jetzt fast ferien und habe mich gestern mit dem vorsatz, herauszufinden, wie man frames erstellt, an den computer gesetzt...und am nächsten morgen hatte ich meine homepage fertig! jetzt fehlt mir nur noch ein teil der inhalte. ich muss mich ja demnächst mal für ein praktikum bewerben. ansonsten fehlt mir nur noch das rechte domizil, dann bin ich auch wunschlos glücklich.

saludos desde chile,
bianca

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